Im Kern meiner zeichnerischen Arbeit liegt ein Paradox: Meine Arbeit ist sowohl eine Arbeit des Bildermachens wie auch eine Arbeit der Vermeidung des Bildermachens. Die Sichtbarkeit des Quellenmaterials in meinem Werk ist integraler Bestandteil eines Versuchs, der Erstellung neuer Bilder so weit wie möglich zu widerstehen und stattdessen einer Reflexion bestehender Bilder Raum zu verschaffen. Dabei verwende ich die Idee der grundsätzlichen Veränderbarkeit des Bildes (von verstärkter Gültigkeit im digitalen Zeitalter) sowie das Internet, diesen permanent expandierenden digitalen Bilderkosmos, als eine Sammlung ohne Ende – und damit als Metapher für kollektive Erinnerung im ständigen Zustand der Revision (des Wieder-Sehens).
Manfred Naescher (*1973), lebt und arbeitet in Berlin als bildender Künstler, Autor, Designer und Dozent. Neben der Zeichnung, oft im Medium Aquarell, arbeitet er auch mit dem bewegten Bild (Video) und dem gedruckten Bild (Künstlerbücher und Editionen). Zu seinen bisher erschienenen Künstlerbüchern gehören die Portfolio-Edition Ferdinand Nigg mit den Tieren (2015) und der Leporello Still (2014), der unter anderem in der Artist Book Collection des MoMA Aufnahme fand. Seit 2016 publiziert Naescher die Subskriptions-Edition Collected Works. Er ist Mitglied bei visarte Liechtenstein, im Berufsverband Bildender Künstler Berlin, sowie im P.E.N.-Club Liechtenstein.